Der „Regionalmarktplatz Erfurt“ bietet landwirtschaftlichen Erzeugern und Direktvermarktern aus ganz Thüringen seit Mai 2023 einen neuen Vertriebsweg in der Landeshauptstadt. In der Alfred-Hess-Straße erfreuen sich seitdem drei moderne Verkaufsautomaten und ein Abhollager einer wachsenden Beliebtheit. Das Pilotprojekt wird seit Mitte 2022 über die „Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen“ (LFE) durch die Thüringer Aufbaubank unterstützt. Im #TABinterview berichtet Initiatorin Yvonne Küntzer vom Thüringer Bauernverband über die ersten Erfahrungen und gibt einen Ausblick, wie es weitergeht.
Zur Website vom RegionalmarktplatzYvonne Küntzer: Zunächst einmal sehr positiv, denn die Resonanz und das Feedback waren von Anfang an super. Unsere Markt- und Zielgruppenanalyse vor dem Projektstart beruhte ja vor allem auf Abgrenzung zu bestehenden Angeboten. Der Fokus lag von Beginn an auf handwerklich gefertigten Produkten aus der Region, vorwiegend von kleinen Kooperationspartnern. Diese Strategie ging auf und gleichzeitig haben wir festgestellt, dass die Kundschaft großen Wert auf Abwechslung legt. Daher findet mittlerweile ein vierteljährlicher Wechsel des Sortiments statt.
Yvonne Küntzer: Wir hatten zu Beginn immer mal wieder einen Kundenanruf bei der Servicehotline, wenn etwas nicht funktionierte. Ein neues Bestell- und Bezahlterminal sorgte dann ab April 2024 für einen verbesserten Ablauf. Auf einem extra Bildschirm können wir mittlerweile Videos unserer Lieferanten und Produktionsstätten abspielen. Die Kundschaft kommt mit der interaktiven Verkaufsabwicklung heute sehr gut zurecht und es gibt deutlich weniger Probleme.
Yvonne Küntzer: Wir schauen uns alle interessierten Produzenten vor Ort an und wissen daher genau, wo die Produkte für unseren Onlineshop und die Automaten herkommen. Über diesen Weg können wir z.B. auch Rückschlüsse auf eine tiergerechte Haltung ziehen. Wenn das Produkt zu unserem Konzept passt und die Rahmenbedingungen wie der Vertriebsweg geklärt sind, steht einer Kooperation nichts im Wege.
– Yvonne Küntzer vom Regionalmarktplatz„Mit dem richtigen Konzept und einem individuellen Produktsortiment kann das 24/7 Konzept auch in der Region gut funktionieren.“
Yvonne Küntzer: Die Automaten werden zu allen Tageszeiten besucht, aber abends und vor allem am Wochenende registrieren wir immer eine steigende Nachfrage. Es gibt viel Lauf- und Fahrradkundschaft, weshalb wir mittlerweile auch einen großen Fahrradständer installiert haben.
Hinter uns liegt ein sehr gutes Dezembergeschäft, hier waren vor allem individuelle Präsentkörbe, aber z.B. auch Wildprodukte sehr gefragt. Frische Eier laufen immer, aber auch regional produzierte Fleisch-Konserven oder unsere Gemüsekörbe zur wöchentlichen Abholung werden gern gekauft. Neu im Sortiment ist unter anderem eine Thüringer Milch aus dem Eichsfeld. Man glaubt es nicht, aber hier war lange Zeit kein zu unserem Konzept passender Anbieter zu finden.
Yvonne Küntzer: Hauptgeschäft ist und bleiben die Automaten, die wir bedarfsgesteuert auffüllen. Der Onlineshop wird sich zukünftig mehr auf thematische Aktionsthemen wie die Martinsgans oder den Brot- und Brötchentag konzentrieren. Zudem haben wir mit weiteren Akteuren wie dem Thüringer Wald Shop und der Agentur für Thüringer Produkte Vertriebskooperationen aufgebaut. Durch seine zentrale Lage bietet sich Erfurt als logistischer Umschlagsplatz für Produkte von kleinen Erzeugern aus verschiedenen Thüringer Regionen einfach an, um kurze Wege für frische Waren zu erreichen.
Yvonne Küntzer: Das Pilotprojekt wurde ja noch einmal bis Ende Juni 2025 verlängert. Unser Hauptstandort hier am Haus der Grünen Verbände bleibt definitiv bestehen. Wir befinden uns bereits in Gesprächen zu weiteren Standorten, einer davon wäre in Erfurt, mehr wird aber aktuell noch nicht verraten. Wir wollen aus dem Projekt gern ein für alle Beteiligten tragfähiges Geschäftskonzept mit mehreren Verkaufsstandorten entwickeln. Hier spielen regionale Partner eine wichtige Rolle, denn diese verfügen bereits über eigene Verkaufs- und Lagerstrukturen. Mithilfe solcher Synergien und den richtigen Voraussetzungen kann das 24/7 Konzept auch in der Region gut funktionieren.
Vielen Dank für das Interview!