Herr Dehler, Sie sind eigentlich Bankkaufmann, wie kam es zum Sinneswandel?
Thomas Dehler: Naja, in der Finanzbranche bin ich ja immer noch tätig, aber die Familientradition hat uns zurück in das Fleischerhandwerk geführt. Als wir 2015 die Chance zum Erwerb dieses Hauses hatten, haben wir zugeschlagen. Nur wenig später konnten wir erweitern und parallel machte Niklas die Ausbildung zum Fleischer, dann konnte es richtig losgehen. Dank der Unterstützung meines Vaters Karl-Heinz haben wir den Start vor rund sechs Jahren gut gemeistert.
Musste Sohn Niklas erst überzeugt werden, schließlich hatte auch er sich zunächst für eine andere Ausbildung entschieden?
Thomas Dehler: Das ging damals alles sehr schnell und er hat nicht lange überlegen müssen, nochmal neu durchzustarten. Aber das kann er selbst erzählen, ich muss mal kurz nach der Leberwurst schauen.
Niklas Dehler: Ich habe nach der Schule den Industriekaufmann erfolgreich abgeschlossen, wusste aber recht schnell, dass das Büro und ich keine ideale Kombination sind. Daher habe ich zugesagt, als sich die Chance auf eine Fleischerlehre hier in der Nähe bot. Gleich am ersten Tag merkte ich: Das gefällt mir viel besser als das Büro! Ich hatte dem Opa ja schon früh über die Schulter schauen können, und fand die Idee spannend, die alte Familientradition und die ursprünglichen Rezepte wieder zum Leben erwecken zu können.
Wie ging es dann weiter auf dem Weg zur Nachfolge im Fleischerhandwerk?
Niklas Dehler: Nach der Ausbildung war ich mir sicher, dass mir das liegt und ich hier anknüpfen will. Der Meisterlehrgang war daher die logische Fortführung, auch wenn alles eine Liga über den Anforderungen zur Gesellenprüfung liegt. Fleisch und Wurst herstellen ist ja das eine, aber in der anspruchsvollen Prüfung wird einem auf allen Themengebieten Wissen abverlangt, vom fachgerechten Zuschnitt über die Präsentation der Waren bis hin zum kaufmännischen Teil. Gut, dass ich hier bereits eine kaufmännische Ausbildung in der Tasche hatte, die es mir zumindest hier leichter machte. Im letzten Jahr habe ich die Prüfung bestanden und den Meisterbrief erhalten. Anschließend habe ich dann auch den Meisterbonus und die Meistergründungsprämie der Handwerkskammer erhalten, die uns finanziell unterstützen konnte.
Thomas Dehler: Für die Meistergründungsprämie war es notwendig, dass wir Niklas auch als Gesellschafter in die Firma aufnehmen, um seine Selbständigkeit im Handwerk nachzuweisen. Nachdem wir die Umsatzentwicklung im Frühjahr 2023 beobachtet hatten, gab es auch diesbezüglich keine Gründe mehr, die gegen eine Umstrukturierung sprachen. Niklas hat seit 1. April 2023 nun sozusagen seinen Opa als Gesellschafter abgelöst und führt mit mir gemeinsam die Firma.
Wie lautet das Zwischenfazit nach der Anfangsphase als Jungunternehmer im Fleischerhandwerk?
Niklas Dehler: Ich muss schon sagen, dass es im Vergleich zum Bürojob eine körperlich sehr harte Arbeit ist. Die Zeit vergeht wie im Flug, insbesondere am freitäglichen Bratwursttag kommen wir kaum zum Luft holen. Ich wusste aber von Anfang an, das ist mein Ding, und hier kann ich mich entfalten. Die Arbeitszeiten passen auch, und mit dem neuen Automaten versuche ich momentan neue Vertriebswege zu erschließen. Der Opa hat uns den Weg geebnet, und nun führe ich das Unternehmen gemeinsam mit meinem Vater in eine hoffentlich erfolgversprechende Zukunft.