Im Rahmen seiner Doktorarbeit zum Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) hat Dr. Ing. Martin Schiele schnell gelernt, dass es ziemlich aufwendig ist, wenn man erst Programmieren lernen muss, um seine Probleme mithilfe von KI zu lösen. Gemeinsam mit Kommilitonen der TU Ilmenau gründete er das Start-up AI UI GmbH, um Domain-Experten, Ingenieuren und Co. – also Fachkräften ohne Programmierkenntnisse – die Möglichkeit zu geben, KI zu nutzen. Inzwischen hat sich das Ilmenauer Start-up auf die Entwicklung und Implementierung von KI in verschiedenen Branchen spezialisiert. Im #TABinterview mit Martin Schiele, CEO und Co-Founder, und Hendrik Fischer, Key Account Manager, sprechen wir über Skepsis und Chancen der Technologie.
zur Website der AI-UI GmbHHendrik Fischer: Wir haben keinen Kunden, bei dem durch KI Personal abgebaut wurde. Was wir im Moment sehen ist eher, dass viele Unternehmen durch Fluktuation oder Renteneintritten Fachkräfte brauchen. KI wird die Berufswelt sicher verändern, aber aktuell beflügelt diese Technologie die Arbeitswelt. Es füllt Lücken oder ersetzt Arbeit, die langweilig ist. Das bietet die Chance andere Stellen wieder mit produktiven und kreativen Arbeitsinhalten anzureichern, während die KI die wiederkehrenden Tätigkeiten durchführt.
Martin Schiele: Ein anderes Thema ist die technische Sicherheit. Unser Alleinstellungsmerkmal ist es, dass wir unsere KI-Lösung On-Premise anbieten. Das heißt, die Kunden müssen keine Angst haben, dass ihre Daten in die USA fließen, sondern können das System im eigenen Keller oder Rechenzentrum aufstellen. Die Technologie hat trotzdem ähnliche Fähigkeiten, wie beispielsweise ChatGPT.
Hendrik Fischer: Das ist unser Kernprodukt, an das wir das individuelle Firmenwissen anschließen können, um auf Automatisierungen von bestimmten Aufgaben umzustellen.
Hendrik Fischer: Aktuell ist noch viel Wissensvermittlung notwendig. Alle haben schon von KI gehört, aber das Wissen ist in den Organisationen noch nicht da. Deswegen starten wir bei allen unseren Kunden erst mal mit einem Workshop, um aufzuklären und Potentiale zu erörtern. Meistens schließt sich eine Prozessanalyse an, in der wir beleuchten, bei welcher Aufgabe im Unternehmen KI einen echten Mehrwert bietet.
Martin Schiele: Viele unserer Kunden haben dieselben Probleme. Wenn alle beispielsweise den Vergleich von Dokumenten benötigen, nehmen wir diese Funktion als Feature in unsere Software mit auf. So entwickeln wir unser Produkt kontinuierlich weiter.
Hendrik Fischer: Wir arbeiten für Kunden der privaten Wirtschaft, aber auch der Zug der öffentlichen Kunden nimmt derzeit Fahrt auf. Egal ob Ministerien, Ämter oder Städte: Uns erreichen sehr viele Anfragen aus diesem Sektor, die hoffen mit der Technologie fehlende Personalstellen, aber auch versäumte Schritte beim Stichwort „Digitalisierung“ aufzuholen.
Martin Schiele: Viele unserer Kunden wollen oder dürfen Microsoft, OpenAI oder ähnliche Anbieter nicht nutzen. Weil Sie nicht sicher sein können, dass mit den Daten nichts passiert. Hier kommt unsere On-Premise-Lösung ins Spiel.
– Martin Schiele, CEO und Co-Founder der AI UI GmbHDer Verwaltungsaufwand für die Förderung war wirklich gering, wenn ich mir vorstelle, dass ich dafür einen Teil meiner Lohnkosten erstattet bekomme. Das hat unkompliziert geklappt.
Martin Schiele: Das ist eine super Sache! Wir haben mithilfe der Förderung einerseits einen Wirtschaftsinformatiker eingestellt, der an der Weiterentwicklung unseres KI-Werkzeuges für Menschen ohne Programmierkenntnisse arbeitet Und seit 1. Juli 2023 beschäftigt sich ein Wirtschaftsingenieur mit der Entwicklung eines radiologischen Brustkrebsvorhersagemodells für Krankenhäuser. Der Verwaltungsaufwand für die Förderung war wirklich gering, wenn ich mir vorstelle, dass ich dafür einen Teil meiner Lohnkosten erstattet bekomme. Das hat unkompliziert geklappt.
Martin Schiele: Die Thüringer Wahl ist kontrovers, egal wie man persönlich dazu steht. Wir haben uns gefragt, wie wir mithilfe unserer Technologie etwas zurückgeben können, damit sich die Bürger gut informiert fühlen. Dabei handelt es sich um eine Non-Profit-Aktion, die wir u.a. mit einem wissenschaftlichen Artikel begleiten, weil es sowas derzeit noch nicht gibt.
Martin Schiele: Beim Wahl-O-Mat werden die Parteien mit Aussagen konfrontiert, die sie zustimmen, ablehnen oder als „neutral“ kennzeichnen können. Das muss nicht zwangsläufig mit dem Wahlprogramm der Parteien matchen. Denn niemand liest die 200-seitigen Programme. Wir wollen die Parteien allerdings beim Wort nehmen und Bürgern die Möglichkeit geben - basierend auf dem Wahlprogramm – Fragen zu stellen. Für den User ist das aufwendiger als beim Wahl-O-Mat einfach durchzuklicken, aber so ist es eben individueller. Man kann schließlich die Fragen stellen, die einen interessieren. Wichtig ist auch, dass alle Antworten des KI-Chats anonymisiert sind.
Martin Schiele: Wir möchten selbstverständlich nicht, dass unser KI-Modell eine Tendenz zu einer politischen Farbe vorgibt, um die User-Entscheidung zu beeinflussen. Andere Chat-Bots machen das durchaus. Wir sind also durch alle Parteiprogramme gegangen und haben die Parteien anonymisiert. Das heißt, im FDP-Programm steht der Wortlaut „FDP“ oder „Freie Demokratische Partei“ nicht mehr drin. Stattdessen ist ein Platzhalter enthalten, sodass die KI keinen Bezug zu Partei A oder B herstellen kann. Die Antworten der KI im WAHLWEISE-Chat sind sozusagen nur das bloße Rezipieren eines Textes – in diesem Fall eines Wahlprogrammes. Die KI weiß nicht, um welches Parteiprogramm es sich handelt und kann somit keine Tendenz in ihrer Antwort mitgeben.
Hendrik Fischer: Der ChatBot erfreut sich aktuell großer Beliebtheit. Wir haben auch Statistiken hinzugefügt, um zu gucken, welche Themen die User interessieren. Wer keine eigenen Fragen stellen möchte, kann auch am Quiz teilnehmen.
Weitere Informationen zur Sicherheit und Methodik sowie ein FAQ gibt es unter wahlweise.info.