Leitfaden für barrierefreie PDF-Dokumente

Am Anfang stand eine ungefähre Zahl: etwa 1000. Auf diese Summe schätzten wir die Anzahl von Downloads auf unserer Website www.aufbaubank.de. Und so ziemlich jedes davon - das war die zweite Schätzung - hat Fehler bei der Barrierefreiheit. Manche mehr, manche weniger. Gerade bei komplexen, ausfüllbaren PDF stößt man schnell an Grenzen. Viele Förderprogramme sind zwar bereits online beantragbar, aber manche müssen dann doch noch mit einem PDF-Antrag auskommen. Auch Richtlinien, Durchführungsbestimmungen, Merkblätter und vieles mehr stellen wir zum Download bereit.

Barrierefreie Dokumente - so hatten wir uns die Lösung vorgestellt

Der erste Gedanke war: Das schaffen wir unmöglich allein! Wenn wir jetzt sofort ein barrierefreies Angebot umsetzen möchten, dann wäre es am besten, eine Agentur zu beauftragen, die das in einem Rutsch abarbeitet. Und so machten wir uns auf die Suche. Ein paar Google-Treffer und einige Telefonate später wurde klar: So einfach ist es nicht. Mit dieser schieren Menge an Dokumenten kommt keine Agentur so ohne Weiteres zurecht. Wir ließen uns sogar ein Angebot von einer Zeitarbeitsfirma unterbreiten - und lagen bei einer sechsstelligen Summe. Das erschien uns weder wirtschaftlich, noch besonders sinnvoll.

Ein Schritt nach dem anderen

Mit der Brechstange kamen wir nicht weiter. Also gedanklich einen Schritt zurück: Wie können wir einen Prozess etablieren, der dafür sorgt, dass nach und nach all unsere Dokumente barrierefrei werden? Was braucht es dafür? Zunächst einmal: Gute Zuarbeiten! Viele Dokumente erhalten wir von unseren Auftraggeberinnen, zum Beispiel Ministerien. Wenn wir hier ein Word-Dokument erhalten, das sauber mit Formatvorlagen formatiert ist - dann ist uns damit schon einmal geholfen. Denn aus einem bereits gescannten Dokument ein barrierefreies Angebot zu machen - das ist schwierig bis unmöglich.

Wir haben deshalb einen eigenen kleinen Leitfaden formuliert, wie man Word-Dokumente möglichst barrierefrei formatiert, um daraus barrierefreie PDF zu generieren. Diesen Leitfaden haben wir als Service an unsere Auftraggeberinnen gesendet, verbunden mit der Bitte um geeignete Zuarbeiten. Daraus erstellen dann unsere Redakteurinnen und Redakteure in den Fachbereichen mit Hilfe von Adobe Pro barrierefreie Dokumente. Auch ihnen haben wir den Leitfaden zur Verfügung gestellt und planen zeitnah eine Schulung mit externer Expertise. Auch werden wir nicht alle Dokumente auf einmal angehen, sondern zunächst jene von neuen Programmen oder wenn es Änderungen an bestehenden Dokumenten gibt. Da wir uns am Ende einer Förderperiode befinden und eine neue vorbereitet wird, werden wir in den kommenden Monaten einen Großteil der Dokumente sowieso anpassen - und machen sie dann gleich barrierefrei.

Wer sich dafür interessiert: Hier kann man unseren Leitfaden herunterladen.

Ganz ohne geht es nicht

Unser Leitfaden und die Schulung bieten einen fundierten Einstieg - aber das Erstellen von barrierefreien Dokumenten ist ein Lernprozess. Deshalb dokumentieren wir besonders kniffelige Fälle in unserem Unternehmens-Wiki und schreiben die Lösung gleich dazu. So ergänzen wir auch nach und nach unseren Leitfaden um Praxisbeispiele und vertiefende Infos. Unterstützt werden wir dabei von Testerinnen, die selbst assistive Technologien benutzen und Dokumente aus Anwendungssicht beurteilen: Wie sauber klappt das Vorlesen? Kann ich mich gut durch das Dokument navigieren?

Wenn wir selbst nicht auf die Lösung kommen sollten, oder wenn die Zeit zu knapp ist, werden wir zur Erstellung der Dokumente künftig mit einer Agentur zusammenarbeiten. Da es dann nicht mehr um 1000 Dokumente auf einmal, sondern nur noch um eine Handvoll pro Monat geht, wird sich hier ein passendes Modell der Zusammenarbeit finden lassen. Bei der Suche werden wir uns unter anderem wieder vertrauensvoll an den Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung wenden. Hier haben wir bisher immer wertvolle Tipps und auch konkrete Kontakte zum Thema bekommen.

Zur Website des Thüringer Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung >>

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