Wirtschaftsministerium will technologische Unabhängigkeit der Thüringer Wirtschaft erhöhen
12 Unternehmensverbünde erhalten 12,9 Millionen Euro für gemeinsame Entwicklung neuer Produkte und Verfahren in kritischen Technologiebereichen
Das Thüringer Wirtschaftsministerium stellt 12,9 Millionen Euro für Forschungs- und Entwicklungsprojekte bereit, die die Abhängigkeit der Thüringer Wirtschaft von ausländischen Technologie- oder Materialzulieferungen verringern und die Sicherheit von Lieferketten und Energieversorgung verbessern sollen. „Angesichts wachsender geopolitischer Risiken wollen wir die technologische Souveränität der Thüringer Wirtschaft erhöhen und damit Wertschöpfung in Thüringen sichern“, begründet Wirtschaftsministerin Colette Boos-John die Förderung. Die Abhängigkeit von Vorlieferanten beispielsweise aus Krisenregionen solle minimiert und stattdessen stärker auf eigene technologische Entwicklungen und regionale Ressourcen zurückgegriffen werden. Die Fördermittel wurden im Rahmen des Förderwettbewerbs „Technologische Souveränität und Resilienz“ vergeben. Antragsberechtigt waren Thüringer Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich in Forschungs- und Entwicklungsverbünden (FuE-Verbünde) zusammenschließen und gemeinsam an neuen Produkten oder Verfahren arbeiten.
Die Krisen der letzten Jahre hätten deutlich gemacht, wie störanfällig globale Wertschöpfungsketten und damit die Produktions- und Versorgungssicherheit der Thüringer Unternehmen sein könnten. „Deshalb müssen wir künftig noch stärker daran arbeiten, bei wichtigen Schlüsseltechnologien aufzuholen, Alternativen zu entwickeln oder bestehende Technologieführerschaften auszubauen“, so die Ministerin mit Blick auf Themen wie Energie- und Cybersicherheit oder auf Technologiefelder wie Elektronik, Künstliche Intelligenz, Arzneimittelentwicklung oder Recyclingtechnologien. „Ziel unserer Förderinitiative ist es, die Resilienz und Unabhängigkeit der Thüringer Wirtschaft gerade in solchen Bereichen zu stärken.“
Ausgewählt wurden in dieser Förderrunde insgesamt zwölf FuE-Projekte von Thüringer Unternehmen aus den Bereichen Optik, Medizintechnik, Energietechnologie, Wertstoffrückgewinnung, Produktions- und Bautechnologien sowie Maschinenbau. Besonders erfolgreich war das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar (IAB), das an drei erfolgreichen Verbünden beteiligt ist. Daran zeigt sich auch die wachsende Bedeutung des Themas ressourcenschonendes Bauen in Thüringen.
Beispiele für geförderte Projekte sind:
- die Entwicklung eines Verfahrens zum Recycling von hochreinen Quarzglasabfällen (Verbundpartner: Resch Quarz GmbH, TU Ilmenau, QSIL GmbH);
- die Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung von Holzleichtbeton-Bauelementen aus Recycling-Sanden und Holzreststoffen (Verbundpartner: HABAU Deutschland GmbH, Heinz Werner GmbH Aschara, IAB Weimar);
- die Entwicklung eines neuartigen, kostensparenden Kunststoff-Pulverwerkstoffs für den 3D-Druck (Verbundpartner: Lean Plastics Technologies GmbH, Polytives GmbH, Thüringisches Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V.);
- die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Harnstoffbeseitigung in Rohwasser zur Reinstwasserherstellung für die Halbleiterindustrie, wodurch statt teurem Trinkwasser aufbereitetes Oberflächenwasser genutzt werden kann (Verbundpartner: Friedrich-Schiller-Universität Jena, WTA Unisol GmbH, X-FAB Semiconductor Foundries GmbH, IBL Maschinenbau Gotha GmbH).
Die geförderten Unternehmen haben nun die Möglichkeit, gemeinsam mit Forschungseinrichtungen ihre Produkte weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu bringen. Ein weiterer themenoffener Wettbewerbsaufruf für die Verbundförderung startet im Mai 2025. Die Mittel des Förderprogramms stammen aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und Landesmitteln.