09.05.2017
Himmelspfade: Der Bauhaus.Walk (Folge 3 der #startupstories)
In unserer Serie #startupstories stellen wir Gründungsprojekte aus dem neudeli Fellowship vor – ein Förderprogramm der Bauhaus-Universität Weimar, das wir seit 2015 unterstützen.
Alexander Bense und Johannes Märtin waren neudeli Fellows im Wintersemester 2015/2016. Mit dem Bauhaus.Walk entwickeln die beiden Architektur-Absolventen die Idee der populären Baumkronenpfade in eine völlig neue architektonische Richtung. Komplettiert wird das Gründerteam von Bernd Nentwig, Professor für Baumanagement und Bauwirtschaft an der Bauhaus-Universität Weimar (BUW) und Christian Heidenreich, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BUW.
Im Interview erzählen Alexander Bense, Johannes Märtin und Bernd Nentwig wie sie unter anderem von Christo inspiriert werden und welche Tragweite (!) ihre Idee haben könnte. Eine startupstory.
(v.l.n.r.) Alexander Bense, Johannes Märtin und Bernd Nentwig vom Team Bauhaus.Walk im TAB-Interview.
Wer seid ihr und was macht ihr?
Johannes Märtin: Ich bin Johannes Märtin, 25 Jahre alt und habe im letzten Jahr mein Architekturstudium abgeschlossen. Neben dem Projekt Bauhaus.Walk arbeite ich seit einigen Monaten in einem Architekturbüro in Weimar.
Alexander Bense: Mein Name ist Alexander Bense. Ich habe zusammen mit Johannes studiert. In unserer Masterarbeit haben wir die Idee für den Bauhaus.Walk weiterentwickelt. Zurzeit absolviere ich ein duales Studium im Bereich Management und arbeite bei einem Küchenhersteller in Osnabrück.
Bernd Nentwig: Ich bin Bernd Nentwig. Ich habe den Lehrstuhl für Baumanagement und Bauwirtschaft an der Bauhaus-Universität Weimar seit 18 Jahren inne. Von der Ausbildung her bin ich Architekt.
Was ist die Idee?
Alexander Bense: Mit dem Bauhaus.Walk haben wir ein temporäres, zerlegbares und begehbares Tragwerksystem entwickelt, das berührungsfrei an ganz verschiedenen Orten aufgebaut werden kann. Die Idee basiert auf dem Konzept Baumkronenpfad, das in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich geworden ist. Neu am Bauhaus.Walk: Unser Höhenweg soll nicht nur in der Natur Anwendung finden, sondern an vielen interessanten Orten. Das können zum Beispiel historische Stätten sein oder Sehenswürdigkeiten. Denkbar ist auch der Einsatz bei Großveranstaltungen und Events. Beim Formel-1-Rennen würde man zum Beispiel als Zuschauer live eine Perspektive erleben, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Das ermöglicht ein neues Erlebnisgefühl, das bisher der breiten Masse nicht zugänglich war.
Johannes Märtin: Wir erweitern im Grunde das Erfolgsmodell Baumkronenpfad um die Faktoren Zeit und Mobilität. Das ist unsere Innovation. Der Name Bauhaus.Walk soll zeigen, dass das Projekt in Weimar entstanden ist und die grundlegende Idee versinnbildlichen.
Bernd Nentwig: Uns geht es auch um Wahrnehmung. Wir leben in einer voll digitalisierten Welt. Jeder guckt jeden Tag auf irgendwelche flachen Bildschirme. Andauernd. Gleichzeitig schwingt das Pendel auch in die andere Richtung. Die Menschen suchen nach direkten, echten Erlebnissen. Den Bauhaus.Walk könnte man überspitzt als analoge Drohne bezeichnen. Da gibt es unzählige Möglichkeiten der Inszenierung. Die Böden könnten aus Glas sein oder wir könnten Dinge von unten projizieren. Der temporäre Charakter der Konstruktion gibt dem eine zusätzliche Kraft.Wenn man sich die Aktionen ansieht, die Christo gemacht hat, wird das schnell deutlich. Das letzte Projekt der schwimmenden Brücke auf dem Iseo-See in Italien hat Millionen angelockt.
Bernd Nentwig: "Den Bauhaus.Walk könnte man überspitzt als analoge Drohne bezeichnen."
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Bernd Nentwig: Die Grundidee für das Projekt ist mir auf einer Weiterbildung mit den Entwicklern des Baumkronenpfads im Hainich gekommen. In Berlin Beelitz sollten die Ruinen der Beelitz-Heilstätten inszeniert werden. Dieses Projekt scheiterte am Ende. Aber mich hat die Idee nicht losgelassen. Das Thema haben die beiden Jungs dann in einer Projekt- und Masterarbeit bearbeitet und viel Energie und Arbeit hineingesteckt. Am Ende konnten wir sogar ein Patent anmelden, weil es unsere technische Lösung so bisher noch nicht gibt.
Alexander Bense: Die ersten Rückkopplungen zu unserer Idee waren sehr positiv. Die Leute begreifen extrem schnell, was wir vorhaben. Das zeigen auch die verschiedenen Auszeichnungen, mit denen wir geehrt wurden. Neben dem neudeli Fellowship wurden wir zum Beispiel auf der Erfindermesse in Nürnberg mit der iENA-Bronzemedaille für die vielversprechendste Erfindung ausgezeichnet – aus immerhin 700 Projekten, die da ausgestellt waren.
Johannes Märtin: Beim Ideenwettbewerb Jena-Weimar haben wir den Publikumspreis gewonnen. Auch das zeigt, dass die Idee sehr anschaulich ist. Jeder kann sich sofort etwas darunter vorstellen.
Was waren bisher die größten Hürden bei der Umsetzung?
Alexander Bense: Unsere Masterarbeit hat sich wesentlich mit drei Aspekten beschäftigt: Baurecht, Konstruktion und Wirtschaftlichkeit. Die größte Herausforderung war für mich persönlich der baurechtliche Teil. Das war völlig fremd für uns. Sich durch die Gesetze, Paragraphen, Verweise und Vorschriften zu beißen, das war hart.
Johannes Märtin: Schon die rechtliche Einordnung ist kompliziert, weil es so etwas bisher nicht gibt. Gehört der Bauhaus.Walk zu den sogenannten „fliegenden Bauten“? Oder ist es eine Brücke? Aber besonders die rechtliche Recherche hat uns aber auch an vielen Punkten gezeigt, wie wir weiterplanen können oder was rechtlich nicht zulässig ist.
Bernd Nentwig: Das ist schon viel Aufwand in der Recherche. Man muss Genehmigungen einholen, wenn man über Fremdgrundstücke geht. Es gibt versicherungsrechtliche Fragen, wenn jemand etwas vom Walk herunterwirft. Deutschland ist da sehr reguliert. Dann gibt es auch andere komplexe Themen der technischen Umsetzung: Das System muss transportabel sein und sich problemlos auf- und abbauen lassen. Anderseits wird es immer den topografischen Begebenheiten angepasst, ist also nicht wie ein Riesenrad, das immer gleich aufgebaut wird. Ein weiteres wichtiges Kapitel ist die Tragwerksplanung und Statik. Erfreulicherweise werden dazu gerade die nächsten wissenschaftlichen Arbeiten an der Uni angefertigt, die sich mit den genauen statistischen Berechnungen beschäftigen werden.
Alexander Bense: Das bringt uns wirklich weiter, denn diese Berechnungen sind extrem kompliziert. Am Ende wollen wir ein statisch wirksames System von Einzelelementen haben. Diese Elemente kann man dann zusammenfügen wie eine Carrera Autorennbahn.
Alexander Bense: "Der Bauhaus.Walk ermöglicht ein neues Erlebnisgefühl, das bisher der breiten Masse nicht zugänglich war."
Welche Unterstützung habt ihr euch bisher geholt?
Johannes Märtin: Eine große Unterstützung war das neudeli Fellowship. Damit hat das Projekt deutlich an Seriosität gewonnen. Allein schon dadurch, dass es ein Büro und damit eine feste Anschrift gibt.
Bernd Nentwig: Die Beratung zum Geschäftsmodell war ebenfalls sehr gut. Der Plan ist, letztlich zwei Firmen zu gründen. Eine, wo Patent, Markenrechte und Lizenzen liegen und eine zweite, die die einzelnen Projekte operativ umsetzt und ausführt.
Alexander Bense: Eine große Unterstützung haben wir auch vom Dezernat Forschung der Bauhaus-Universität Weimar erfahren. Die Universität hat uns auf dem Weg der Patentanmeldung intensiv begleitet und auch die Kosten dafür übernommen.Vertraglich ist vereinbart, dass wir diese Kosten im Erfolgsfall zurückerstatten und alle Rechte am Ende bei uns liegen. Das ist sehr fair.
Bernd Nentwig: Die Uni ist grundsätzlich sehr kooperativ. Der Kanzler hat uns zum Beispiel bereits zugesichert, dass wir einen kleinen Teil des Bauhaus.Walk auf den Außenanlagen der BUW aufstellen dürfen. Eine Weimarer Stahlbaufirma würde das umsetzen.
Was waren die Beweggründe, sich für das neudeli Fellowship zu bewerben?
Alexander Bense: Uns war klar, dass das neudeli der ideale Partner für den Start ist. Die Räumlichkeiten, die Beratung, das Budget – all das können Projekte in einer frühen Phase extrem gut gebrauchen. Eine gute Erfahrung war für uns auch die 15-Jahr-Feier im neudeli. Wir haben unser Büro für die Gäste geöffnet und einen Ideentisch installiert, wo jeder ein bisschen an unserem Konzept weiterspinnen konnte. Da kamen sehr witzige Einfälle zustande!
Zeitraffer-Video von der 15-Jahr-Feier in der Gründerwerkstatt neudeli
Johannes Märtin: Wichtig ist für uns auch der Austausch mit den anderen Gründungsteams im Haus. Das sind alles Leute, die sehr positiv in die Zukunft schauen und sehr motiviert sind. Das ist auch eine große Motivation für uns.
Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit aus?
Johannes Märtin: Priorität hat jetzt die statische Berechnung der Bauteile. Bis Ende des Jahres soll dann das Finanzierungsmodell stehen. Entweder durch öffentliche und private Investoren oder auch durch Crowdfunding.
Bernd Nentwig: Die Idee ist sehr schnell verständlich: Man kann in 60 Sekunden erklären, worum es geht. Das macht unser Konzept für alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding attraktiv. Aber wir haben nicht den Druck, sofort etwas umzusetzen. Das gibt uns die Zeit, die richtige Strategie zu finden und die passenden Partner auszusuchen. Aber um zu starten, braucht es in jedem Fall eine Anlauffinanzierung. Bevor wir eine Wertschöpfung generieren können, bedarf es eines Planungsaufwandes und dieser muss vorfinanziert werden.
Johannes Märtin: "Wir erweitern das Erfolgsmodell Baumkronenpfad um die Faktoren Zeit und Mobilität. Das ist unsere Innovation."
Was fehlt euch noch für die Umsetzung?
Alexander Bense: Wenn die letzten technischen Detailfragen gelöst und die Statik berechnet ist, können wir anfangen, das Business hochzufahren. Wir sind frohen Mutes, dass uns das gelingt!
Vielen Dank für das Gespräch!
Auf der grünen Welle: nachhaltige Surfboards (Folge 2)
Himmelspfade: Der Bauhaus.Walk (Folge 3)
Kampf den Keimen: Der Erfolg liegt auf der Hand (Folge 4)
Dabei richtet sich das neudeli Fellowship an Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Promovierende sowie wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachbereiche der Bauhaus-Universität Weimar.
Die neudeli Fellows erhalten neben einem Sachmittelbudget eine fachliche Begleitung durch verschiedene Expertinnen und Experten sowie für sechs Monate einen Arbeitsraum in der Gründerwerkstatt neudeli mit Zugang zum KreativLab im Haus (Fotostudio, 3D-Drucker usw.).
Hier gibt es alle Informationen zum neudeli Fellowship.
Unsere Themenseite zur Start-up-Finanzierung gibt den Überblick.
Alexander Bense und Johannes Märtin waren neudeli Fellows im Wintersemester 2015/2016. Mit dem Bauhaus.Walk entwickeln die beiden Architektur-Absolventen die Idee der populären Baumkronenpfade in eine völlig neue architektonische Richtung. Komplettiert wird das Gründerteam von Bernd Nentwig, Professor für Baumanagement und Bauwirtschaft an der Bauhaus-Universität Weimar (BUW) und Christian Heidenreich, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BUW.
Im Interview erzählen Alexander Bense, Johannes Märtin und Bernd Nentwig wie sie unter anderem von Christo inspiriert werden und welche Tragweite (!) ihre Idee haben könnte. Eine startupstory.
(v.l.n.r.) Alexander Bense, Johannes Märtin und Bernd Nentwig vom Team Bauhaus.Walk im TAB-Interview.
Wer seid ihr und was macht ihr?
Johannes Märtin: Ich bin Johannes Märtin, 25 Jahre alt und habe im letzten Jahr mein Architekturstudium abgeschlossen. Neben dem Projekt Bauhaus.Walk arbeite ich seit einigen Monaten in einem Architekturbüro in Weimar.
Alexander Bense: Mein Name ist Alexander Bense. Ich habe zusammen mit Johannes studiert. In unserer Masterarbeit haben wir die Idee für den Bauhaus.Walk weiterentwickelt. Zurzeit absolviere ich ein duales Studium im Bereich Management und arbeite bei einem Küchenhersteller in Osnabrück.
Bernd Nentwig: Ich bin Bernd Nentwig. Ich habe den Lehrstuhl für Baumanagement und Bauwirtschaft an der Bauhaus-Universität Weimar seit 18 Jahren inne. Von der Ausbildung her bin ich Architekt.
Was ist die Idee?
Alexander Bense: Mit dem Bauhaus.Walk haben wir ein temporäres, zerlegbares und begehbares Tragwerksystem entwickelt, das berührungsfrei an ganz verschiedenen Orten aufgebaut werden kann. Die Idee basiert auf dem Konzept Baumkronenpfad, das in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich geworden ist. Neu am Bauhaus.Walk: Unser Höhenweg soll nicht nur in der Natur Anwendung finden, sondern an vielen interessanten Orten. Das können zum Beispiel historische Stätten sein oder Sehenswürdigkeiten. Denkbar ist auch der Einsatz bei Großveranstaltungen und Events. Beim Formel-1-Rennen würde man zum Beispiel als Zuschauer live eine Perspektive erleben, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Das ermöglicht ein neues Erlebnisgefühl, das bisher der breiten Masse nicht zugänglich war.
Johannes Märtin: Wir erweitern im Grunde das Erfolgsmodell Baumkronenpfad um die Faktoren Zeit und Mobilität. Das ist unsere Innovation. Der Name Bauhaus.Walk soll zeigen, dass das Projekt in Weimar entstanden ist und die grundlegende Idee versinnbildlichen.
Bernd Nentwig: Uns geht es auch um Wahrnehmung. Wir leben in einer voll digitalisierten Welt. Jeder guckt jeden Tag auf irgendwelche flachen Bildschirme. Andauernd. Gleichzeitig schwingt das Pendel auch in die andere Richtung. Die Menschen suchen nach direkten, echten Erlebnissen. Den Bauhaus.Walk könnte man überspitzt als analoge Drohne bezeichnen. Da gibt es unzählige Möglichkeiten der Inszenierung. Die Böden könnten aus Glas sein oder wir könnten Dinge von unten projizieren. Der temporäre Charakter der Konstruktion gibt dem eine zusätzliche Kraft.Wenn man sich die Aktionen ansieht, die Christo gemacht hat, wird das schnell deutlich. Das letzte Projekt der schwimmenden Brücke auf dem Iseo-See in Italien hat Millionen angelockt.
Bernd Nentwig: "Den Bauhaus.Walk könnte man überspitzt als analoge Drohne bezeichnen."
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Bernd Nentwig: Die Grundidee für das Projekt ist mir auf einer Weiterbildung mit den Entwicklern des Baumkronenpfads im Hainich gekommen. In Berlin Beelitz sollten die Ruinen der Beelitz-Heilstätten inszeniert werden. Dieses Projekt scheiterte am Ende. Aber mich hat die Idee nicht losgelassen. Das Thema haben die beiden Jungs dann in einer Projekt- und Masterarbeit bearbeitet und viel Energie und Arbeit hineingesteckt. Am Ende konnten wir sogar ein Patent anmelden, weil es unsere technische Lösung so bisher noch nicht gibt.
Alexander Bense: Die ersten Rückkopplungen zu unserer Idee waren sehr positiv. Die Leute begreifen extrem schnell, was wir vorhaben. Das zeigen auch die verschiedenen Auszeichnungen, mit denen wir geehrt wurden. Neben dem neudeli Fellowship wurden wir zum Beispiel auf der Erfindermesse in Nürnberg mit der iENA-Bronzemedaille für die vielversprechendste Erfindung ausgezeichnet – aus immerhin 700 Projekten, die da ausgestellt waren.
Johannes Märtin: Beim Ideenwettbewerb Jena-Weimar haben wir den Publikumspreis gewonnen. Auch das zeigt, dass die Idee sehr anschaulich ist. Jeder kann sich sofort etwas darunter vorstellen.
Was waren bisher die größten Hürden bei der Umsetzung?
Alexander Bense: Unsere Masterarbeit hat sich wesentlich mit drei Aspekten beschäftigt: Baurecht, Konstruktion und Wirtschaftlichkeit. Die größte Herausforderung war für mich persönlich der baurechtliche Teil. Das war völlig fremd für uns. Sich durch die Gesetze, Paragraphen, Verweise und Vorschriften zu beißen, das war hart.
Johannes Märtin: Schon die rechtliche Einordnung ist kompliziert, weil es so etwas bisher nicht gibt. Gehört der Bauhaus.Walk zu den sogenannten „fliegenden Bauten“? Oder ist es eine Brücke? Aber besonders die rechtliche Recherche hat uns aber auch an vielen Punkten gezeigt, wie wir weiterplanen können oder was rechtlich nicht zulässig ist.
Bernd Nentwig: Das ist schon viel Aufwand in der Recherche. Man muss Genehmigungen einholen, wenn man über Fremdgrundstücke geht. Es gibt versicherungsrechtliche Fragen, wenn jemand etwas vom Walk herunterwirft. Deutschland ist da sehr reguliert. Dann gibt es auch andere komplexe Themen der technischen Umsetzung: Das System muss transportabel sein und sich problemlos auf- und abbauen lassen. Anderseits wird es immer den topografischen Begebenheiten angepasst, ist also nicht wie ein Riesenrad, das immer gleich aufgebaut wird. Ein weiteres wichtiges Kapitel ist die Tragwerksplanung und Statik. Erfreulicherweise werden dazu gerade die nächsten wissenschaftlichen Arbeiten an der Uni angefertigt, die sich mit den genauen statistischen Berechnungen beschäftigen werden.
Alexander Bense: Das bringt uns wirklich weiter, denn diese Berechnungen sind extrem kompliziert. Am Ende wollen wir ein statisch wirksames System von Einzelelementen haben. Diese Elemente kann man dann zusammenfügen wie eine Carrera Autorennbahn.
Alexander Bense: "Der Bauhaus.Walk ermöglicht ein neues Erlebnisgefühl, das bisher der breiten Masse nicht zugänglich war."
Welche Unterstützung habt ihr euch bisher geholt?
Johannes Märtin: Eine große Unterstützung war das neudeli Fellowship. Damit hat das Projekt deutlich an Seriosität gewonnen. Allein schon dadurch, dass es ein Büro und damit eine feste Anschrift gibt.
Bernd Nentwig: Die Beratung zum Geschäftsmodell war ebenfalls sehr gut. Der Plan ist, letztlich zwei Firmen zu gründen. Eine, wo Patent, Markenrechte und Lizenzen liegen und eine zweite, die die einzelnen Projekte operativ umsetzt und ausführt.
Alexander Bense: Eine große Unterstützung haben wir auch vom Dezernat Forschung der Bauhaus-Universität Weimar erfahren. Die Universität hat uns auf dem Weg der Patentanmeldung intensiv begleitet und auch die Kosten dafür übernommen.Vertraglich ist vereinbart, dass wir diese Kosten im Erfolgsfall zurückerstatten und alle Rechte am Ende bei uns liegen. Das ist sehr fair.
Bernd Nentwig: Die Uni ist grundsätzlich sehr kooperativ. Der Kanzler hat uns zum Beispiel bereits zugesichert, dass wir einen kleinen Teil des Bauhaus.Walk auf den Außenanlagen der BUW aufstellen dürfen. Eine Weimarer Stahlbaufirma würde das umsetzen.
Was waren die Beweggründe, sich für das neudeli Fellowship zu bewerben?
Alexander Bense: Uns war klar, dass das neudeli der ideale Partner für den Start ist. Die Räumlichkeiten, die Beratung, das Budget – all das können Projekte in einer frühen Phase extrem gut gebrauchen. Eine gute Erfahrung war für uns auch die 15-Jahr-Feier im neudeli. Wir haben unser Büro für die Gäste geöffnet und einen Ideentisch installiert, wo jeder ein bisschen an unserem Konzept weiterspinnen konnte. Da kamen sehr witzige Einfälle zustande!
Zeitraffer-Video von der 15-Jahr-Feier in der Gründerwerkstatt neudeli
Johannes Märtin: Wichtig ist für uns auch der Austausch mit den anderen Gründungsteams im Haus. Das sind alles Leute, die sehr positiv in die Zukunft schauen und sehr motiviert sind. Das ist auch eine große Motivation für uns.
Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit aus?
Johannes Märtin: Priorität hat jetzt die statische Berechnung der Bauteile. Bis Ende des Jahres soll dann das Finanzierungsmodell stehen. Entweder durch öffentliche und private Investoren oder auch durch Crowdfunding.
Bernd Nentwig: Die Idee ist sehr schnell verständlich: Man kann in 60 Sekunden erklären, worum es geht. Das macht unser Konzept für alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding attraktiv. Aber wir haben nicht den Druck, sofort etwas umzusetzen. Das gibt uns die Zeit, die richtige Strategie zu finden und die passenden Partner auszusuchen. Aber um zu starten, braucht es in jedem Fall eine Anlauffinanzierung. Bevor wir eine Wertschöpfung generieren können, bedarf es eines Planungsaufwandes und dieser muss vorfinanziert werden.
Johannes Märtin: "Wir erweitern das Erfolgsmodell Baumkronenpfad um die Faktoren Zeit und Mobilität. Das ist unsere Innovation."
Was fehlt euch noch für die Umsetzung?
Alexander Bense: Wenn die letzten technischen Detailfragen gelöst und die Statik berechnet ist, können wir anfangen, das Business hochzufahren. Wir sind frohen Mutes, dass uns das gelingt!
Vielen Dank für das Gespräch!
#startupstories - alle Folgen der Serie
OPAL Postforma: Die Urne aus dem 3D-Drucker (Folge 1)Auf der grünen Welle: nachhaltige Surfboards (Folge 2)
Himmelspfade: Der Bauhaus.Walk (Folge 3)
Kampf den Keimen: Der Erfolg liegt auf der Hand (Folge 4)
Hintergrund: Das neudeli Fellowship
Das neudeli Fellowship ist ein Förderprogramm der Gründerwerkstatt neudeli der Bauhaus-Universität Weimar, das die Thüringer Aufbaubank seit 2015 begleitet. Gefördert werden aussichtsreiche Geschäftsideen, die sowohl neuartige Produkte als auch Dienstleistungen umfassen können. Ziel ist es, die frühe Phase einer Unternehmensgründung konkret zu unterstützen.Dabei richtet sich das neudeli Fellowship an Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Promovierende sowie wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachbereiche der Bauhaus-Universität Weimar.
Die neudeli Fellows erhalten neben einem Sachmittelbudget eine fachliche Begleitung durch verschiedene Expertinnen und Experten sowie für sechs Monate einen Arbeitsraum in der Gründerwerkstatt neudeli mit Zugang zum KreativLab im Haus (Fotostudio, 3D-Drucker usw.).
Hier gibt es alle Informationen zum neudeli Fellowship.
Start-up-Finanzierung - das bietet die Thüringer Aufbaubank
Die Thüringer Aufbaubank bietet gemeinsam mit der bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh (Tochtergesellschaft der Aufbaubank) verschiedene Modelle für Start-up-Finanzierung.Unsere Themenseite zur Start-up-Finanzierung gibt den Überblick.