02.05.2017
Auf der grünen Welle: nachhaltige Surfboards (Folge 2 der #startupstories)
In unserer Serie #startupstories stellen wir Gründungsprojekte aus dem neudeli Fellowship vor – ein Förderprogramm der Bauhaus-Universität Weimar, das wir seit 2015 unterstützen.
Johannes Jäger und Robert Schall sind leidenschaftliche Surfer. Aber Sondermüll soll künftig beim Wellenreiten nicht mehr unter ihre Füße. Deshalb entwickeln sie gemeinsam mit Matthias Tierling und Farid Fariborz nachhaltige Surfboards aus nachwachsenden Rohstoffen, die zu 100% kompostierbar sind.
Wer seid ihr und was macht ihr?
Johannes: Ich heiße Johannes Jäger und bin 31 Jahre alt. Ich habe an der Bauhaus-Universität Weimar Architektur studiert und während meines Studiums hatte ich die Idee, Surfboards aus nachhaltigen Materialien zu bauen.
Robert: Ich heiße Robert Schall und bin 31 Jahre alt. Ich bin gelernter Industriemechaniker. In unserem Start-up werde ich vor allem für die Produktion und die Weiterentwicklung der Materialien zuständig sein.
Johannes: Dann gibt es noch Matthias Tierling. Er ist gelernter Schreiner und wird sich zusammen mit Robert um Produktentwicklung, Produktdesign und Marketing kümmern. Neu dabei ist Mediendesigner Farid Fariborz, der unter anderem das CI und die Grafik verantwortet und mit mir gemeinsam am Geschäftsmodell arbeitet. Wir haben außerdem ein ziemlich gutes Netzwerk an Leuten, die uns unterstützen. Darunter sind professionelle Sportfotografen, Mediendesigner, Inhaber von Surf- und Lifestylemagazinen und Journalisten aus der Szene.Wir haben außerdem viele Kontakte zu Initiatoren von Surfevents und Festivals.
Im Gespräch mit Johannes Jäger und Robert Schall vom Team Surf.
Was macht ihr, was ist die Idee?
Johannes: Wir wollen eine neue Generation von Surfboards entwickeln. Da hat sich seit den 1950er Jahren nicht viel getan. Surfboards sind nach Beschädigung oder Ablauf ihrer Lebensdauer, Sondermüll. Sie bestehen zu 90 Prozent aus erdölbasierten Schaumstoffen. Außen ist eine wasserdichte und festigende Hülle aus Glasfasergelegematten und Polyesterharz bzw. Epoxidharz. Diese Materialien sind während des Herstellens und Verklebens gesundheitsschädlich. Am Ende entsteht eine feste Materialkomposition, die man nicht mehr trennen und damit nicht recyceln kann. Das steht dem sehr naturbewussten Sport extrem entgegen und ist in der Surfboardindustrie ein echtes Problem. Das Equipment hält mit dem Zeitgeist einfach nicht Schritt.
Auf die Idee bin ich während einer Vorlesung gekommen, bei der es um ökologische Dämmmaterialien ging. Ein Forschungsinstitut stellte einen Schaumstoff vor, der zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Den Gedanken diesen Dämmstoff zu transformieren fand ich sehr spannend und habe sofort überlegt, daraus Surfboardschaumkerne zu entwickeln. Dieses Material stellte sich letztlich als ungeeignet heraus. Aber dafür gibt es andere Entwicklungen in diesem Bereich, die sehr gut funktionieren könnten.
Wem habt ihr zuerst von der Idee erzählt?
Johannes: Ich habe es zuerst mit einem Kommilitonen besprochen, der selbst Surfer ist und seine Doktorarbeit schrieb. Er hat mich motiviert, an der Idee weiterzuarbeiten. Trotzdem blieb das zunächst lange liegen, weil ich mit meiner Masterarbeit beschäftigt war und andere Projekte verfolgte.
Robert: Wir drei kennen uns schon viele Jahre. Wir kommen alle aus Eisenach und haben im Freundeskreis viel über die Idee gesprochen. Die Surfer unter uns waren sofort von der Idee begeistert: Keiner will mit seinem Surfsport die Ozeane verschmutzen oder an der weiteren Zerstörung der Erde beteiligt sein. Da war mein Entschluss gefasst, die Idee weiterzuverfolgen und das Projekt voran zu treiben.
Johannes Jäger: "Surfboards sind Sondermüll am Ende des Tages. Das ist nicht mehr zeitgemäß."
Was waren bisher die größten Hürden bei der Umsetzung?
Johannes: Die Verfügbarkeit der neuen Materialien ist ein großes Problem und gleichzeitig unsere Chance. Auch die Frage nach der konkreten Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten und Materialherstellern beschäftigt uns sehr. Schwierig ist auch das Thema Patent und Schutzrechte , da die neu erforschten und entwickelten Materialien nicht unserem Geist entsprungen sind.
Welche Unterstützung habt ihr euch bisher geholt?
Johannes: Das neudeli Fellowship war die erste kleine finanzielle Unterstützung für die Idee. Das nächste große Ziel ist dasEXIST-Gründerstipendium. Mit Farid erarbeite ich dafür gerade das Ideenpapier. Davon wird auch abhängig sein, ob wir das Projekt weiterführen.
Was hat euch bewogen, sich für das neudeli Fellowship zu bewerben?
Robert: Ein Grund waren sicherlich die finanziellen Mittel, die man erhalten kann. Das andere ist das Feedback und die Resonanz der Jury. Das sieht man im Vorfeld gar nicht, aber im Nachhinein ist es viel wert.
Johannes: Es ist auch eine erste Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit. Und wir haben den Patentrecherchepreis gewonnen, das ist sehr wertvoll für uns. So eine Patentrecherche ist extrem aufschlussreich.
Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit aus?
Johannes: Das Ideenpapier für das EXIST-Gründerstipendium steht an erster Stelle. Außerdem wollen wir weiter am Material forschen und einen ersten Prototypen bauen.
Robert Schall: "Das Feedback von der Fellowship-Jury war extrem wertvoll."
Was fehlt euch noch für die Umsetzung eurer Idee?
Johannes: Wir brauchen jemanden im Team aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften oder BWL. Marktanalysen und Wettbewerbsvorteile sind Themen, mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe. Das ist sehr komplex und hier brauchen wir Unterstützung. Ich habe dafür vor Kurzem unser Projekt an der Uni Jena vorgestellt und auch an der Uni Weimar läuft eine Ausschreibung. Wir suchen außerdem einen Mentor für das EXIST-Programm, am besten aus dem Bereich Produktdesign.
Auf der grünen Welle: nachhaltige Surfboards (Folge 2)
Himmelspfade: Der Bauhaus.Walk (Folge 3)
Kampf den Keimen: Der Erfolg liegt auf der Hand (Folge 4)
Dabei richtet sich das neudeli Fellowship an Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Promovierende sowie wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachbereiche der Bauhaus-Universität Weimar.
Die neudeli Fellows erhalten neben einem Sachmittelbudget eine fachliche Begleitung durch verschiedene Expertinnen und Experten sowie für sechs Monate einen Arbeitsraum in der Gründerwerkstatt neudeli mit Zugang zum KreativLab im Haus (Fotostudio, 3D-Drucker usw.).
Hier gibt es alle Informationen zum neudeli Fellowship.
Unsere Themenseite zur Start-up-Finanzierung gibt den Überblick.
Johannes Jäger und Robert Schall sind leidenschaftliche Surfer. Aber Sondermüll soll künftig beim Wellenreiten nicht mehr unter ihre Füße. Deshalb entwickeln sie gemeinsam mit Matthias Tierling und Farid Fariborz nachhaltige Surfboards aus nachwachsenden Rohstoffen, die zu 100% kompostierbar sind.
Wer seid ihr und was macht ihr?
Johannes: Ich heiße Johannes Jäger und bin 31 Jahre alt. Ich habe an der Bauhaus-Universität Weimar Architektur studiert und während meines Studiums hatte ich die Idee, Surfboards aus nachhaltigen Materialien zu bauen.
Robert: Ich heiße Robert Schall und bin 31 Jahre alt. Ich bin gelernter Industriemechaniker. In unserem Start-up werde ich vor allem für die Produktion und die Weiterentwicklung der Materialien zuständig sein.
Johannes: Dann gibt es noch Matthias Tierling. Er ist gelernter Schreiner und wird sich zusammen mit Robert um Produktentwicklung, Produktdesign und Marketing kümmern. Neu dabei ist Mediendesigner Farid Fariborz, der unter anderem das CI und die Grafik verantwortet und mit mir gemeinsam am Geschäftsmodell arbeitet. Wir haben außerdem ein ziemlich gutes Netzwerk an Leuten, die uns unterstützen. Darunter sind professionelle Sportfotografen, Mediendesigner, Inhaber von Surf- und Lifestylemagazinen und Journalisten aus der Szene.Wir haben außerdem viele Kontakte zu Initiatoren von Surfevents und Festivals.
Im Gespräch mit Johannes Jäger und Robert Schall vom Team Surf.
Was macht ihr, was ist die Idee?
Johannes: Wir wollen eine neue Generation von Surfboards entwickeln. Da hat sich seit den 1950er Jahren nicht viel getan. Surfboards sind nach Beschädigung oder Ablauf ihrer Lebensdauer, Sondermüll. Sie bestehen zu 90 Prozent aus erdölbasierten Schaumstoffen. Außen ist eine wasserdichte und festigende Hülle aus Glasfasergelegematten und Polyesterharz bzw. Epoxidharz. Diese Materialien sind während des Herstellens und Verklebens gesundheitsschädlich. Am Ende entsteht eine feste Materialkomposition, die man nicht mehr trennen und damit nicht recyceln kann. Das steht dem sehr naturbewussten Sport extrem entgegen und ist in der Surfboardindustrie ein echtes Problem. Das Equipment hält mit dem Zeitgeist einfach nicht Schritt.
Auf die Idee bin ich während einer Vorlesung gekommen, bei der es um ökologische Dämmmaterialien ging. Ein Forschungsinstitut stellte einen Schaumstoff vor, der zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Den Gedanken diesen Dämmstoff zu transformieren fand ich sehr spannend und habe sofort überlegt, daraus Surfboardschaumkerne zu entwickeln. Dieses Material stellte sich letztlich als ungeeignet heraus. Aber dafür gibt es andere Entwicklungen in diesem Bereich, die sehr gut funktionieren könnten.
Wem habt ihr zuerst von der Idee erzählt?
Johannes: Ich habe es zuerst mit einem Kommilitonen besprochen, der selbst Surfer ist und seine Doktorarbeit schrieb. Er hat mich motiviert, an der Idee weiterzuarbeiten. Trotzdem blieb das zunächst lange liegen, weil ich mit meiner Masterarbeit beschäftigt war und andere Projekte verfolgte.
Robert: Wir drei kennen uns schon viele Jahre. Wir kommen alle aus Eisenach und haben im Freundeskreis viel über die Idee gesprochen. Die Surfer unter uns waren sofort von der Idee begeistert: Keiner will mit seinem Surfsport die Ozeane verschmutzen oder an der weiteren Zerstörung der Erde beteiligt sein. Da war mein Entschluss gefasst, die Idee weiterzuverfolgen und das Projekt voran zu treiben.
Johannes Jäger: "Surfboards sind Sondermüll am Ende des Tages. Das ist nicht mehr zeitgemäß."
Was waren bisher die größten Hürden bei der Umsetzung?
Johannes: Die Verfügbarkeit der neuen Materialien ist ein großes Problem und gleichzeitig unsere Chance. Auch die Frage nach der konkreten Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten und Materialherstellern beschäftigt uns sehr. Schwierig ist auch das Thema Patent und Schutzrechte , da die neu erforschten und entwickelten Materialien nicht unserem Geist entsprungen sind.
Welche Unterstützung habt ihr euch bisher geholt?
Johannes: Das neudeli Fellowship war die erste kleine finanzielle Unterstützung für die Idee. Das nächste große Ziel ist dasEXIST-Gründerstipendium. Mit Farid erarbeite ich dafür gerade das Ideenpapier. Davon wird auch abhängig sein, ob wir das Projekt weiterführen.
Was hat euch bewogen, sich für das neudeli Fellowship zu bewerben?
Robert: Ein Grund waren sicherlich die finanziellen Mittel, die man erhalten kann. Das andere ist das Feedback und die Resonanz der Jury. Das sieht man im Vorfeld gar nicht, aber im Nachhinein ist es viel wert.
Johannes: Es ist auch eine erste Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit. Und wir haben den Patentrecherchepreis gewonnen, das ist sehr wertvoll für uns. So eine Patentrecherche ist extrem aufschlussreich.
Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit aus?
Johannes: Das Ideenpapier für das EXIST-Gründerstipendium steht an erster Stelle. Außerdem wollen wir weiter am Material forschen und einen ersten Prototypen bauen.
Robert Schall: "Das Feedback von der Fellowship-Jury war extrem wertvoll."
Was fehlt euch noch für die Umsetzung eurer Idee?
Johannes: Wir brauchen jemanden im Team aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften oder BWL. Marktanalysen und Wettbewerbsvorteile sind Themen, mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe. Das ist sehr komplex und hier brauchen wir Unterstützung. Ich habe dafür vor Kurzem unser Projekt an der Uni Jena vorgestellt und auch an der Uni Weimar läuft eine Ausschreibung. Wir suchen außerdem einen Mentor für das EXIST-Programm, am besten aus dem Bereich Produktdesign.
#startupstories - die Serie
OPAL Postforma: Die Urne aus dem 3D-Drucker (Folge 1)Auf der grünen Welle: nachhaltige Surfboards (Folge 2)
Himmelspfade: Der Bauhaus.Walk (Folge 3)
Kampf den Keimen: Der Erfolg liegt auf der Hand (Folge 4)
Hintergrund: Das neudeli Fellowship
Das neudeli Fellowship ist ein Förderprogramm der Gründerwerkstatt neudeli der Bauhaus-Universität Weimar, das die Thüringer Aufbaubank seit 2015 begleitet. Gefördert werden aussichtsreiche Geschäftsideen, die sowohl neuartige Produkte als auch Dienstleistungen umfassen können. Ziel ist es, die frühe Phase einer Unternehmensgründung konkret zu unterstützen.Dabei richtet sich das neudeli Fellowship an Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Promovierende sowie wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachbereiche der Bauhaus-Universität Weimar.
Die neudeli Fellows erhalten neben einem Sachmittelbudget eine fachliche Begleitung durch verschiedene Expertinnen und Experten sowie für sechs Monate einen Arbeitsraum in der Gründerwerkstatt neudeli mit Zugang zum KreativLab im Haus (Fotostudio, 3D-Drucker usw.).
Hier gibt es alle Informationen zum neudeli Fellowship.
Start-up-Finanzierung - das bietet die Thüringer Aufbaubank
Die Thüringer Aufbaubank bietet gemeinsam mit der bm|t beteiligungsmanagement thüringen gmbh (Tochtergesellschaft der Aufbaubank) verschiedene Modelle für Start-up-Finanzierung.Unsere Themenseite zur Start-up-Finanzierung gibt den Überblick.