Acht Millionen Euro Förderung für neues Innovationszentrum am TITK
Forschung an cellulosebasierten Fasertechnologien im Mittelpunkt
Im Rahmen des Jubiläums „30+3 Jahre TITK = 70 Jahre Forschungsinstitute in Rudolstadt-Schwarza“ überreichte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee am 9. August 2024 dem Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e. V. einen Förderbescheid in Höhe von knapp 4,5 Millionen Euro an Institutsleiter Benjamin Redlingshöfer.
Die Mittel sind für das neu gegründete Innovationszentrum „Demonstration and Innovation Center for Textile Circular Economy (DICE)“ bestimmt. Diese Förderung, die im Rahmen der Richtlinie FTI-Thüringen INVEST aus EFRE- und Landesmitteln bereitgestellt wird, soll in den Ausbau der forschungsbezogenen Geräteinfrastruktur sowie in die Finanzierung von technischem und Verwaltungspersonal fließen. Die Förderung des DICE ist Teil des umfassenden Förderpakets „Thüringen MOTIVation – move to innovation“.
Bereits im Frühjahr erhielt das TITK zudem eine GRW-Förderung über 3,5 Millionen Euro, um die baulichen Voraussetzungen für das DICE schaffen zu können. Dazu gehören u. a. Labor- und Büroräume sowie eine Erweiterung der Technikumsfläche. Die Gesamtinvestition für das Innovationszentrum wird sich auf rund 11,5 Millionen Euro belaufen.
„Mit dem DICE fördern wir wegweisende Technologien und setzen Maßstäbe für eine nachhaltige Textilproduktion – nicht nur in Thüringen, sondern weit darüber hinaus. Diese Investition stärkt den Standort Rudolstadt, Unternehmen und ermöglicht die Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten“, betonte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee.
Die steigenden ökologischen Anforderungen an die Industrie führen zu einer wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Materialien. Das DICE wird sich dieser Herausforderung durch die Erforschung und Entwicklung innovativer cellulosebasierter Fasertechnologien stellen. Diese Technologien bieten das Potenzial, umweltfreundliche Alternativen zur wasserintensiven Herstellung von Baumwolle und eine Teilalternative zu synthetischen Fasern zu schaffen. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung des Wasserbedarfs sowie von Mikroplastik in der Umwelt geleistet. Ein Schwerpunkt liegt auf der besonders nachhaltigen Faser Lyocell, die mit Cellulose aus Holz, Hanf oder Recyclingtextilien gewonnen wird. Besonders die Faserproduktion aus Hanfzellstoff, die das TITK unter der Marke Lyohemp® etabliert hat, kann zur Regionalisierung textiler Wertschöpfungsketten beitragen. Die Nutzung neuer Rohstoffe wie Agrarabfälle oder Alttextilien für die Celluloseproduktion stellt dabei eine bedeutende wissenschaftliche und technische Herausforderung dar.
Das DICE profitiert von der langjährigen Expertise und der bestehenden Infrastruktur des TITK. Dank der engen Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Thüringen und Mitteldeutschland werden zahlreiche Wirtschaftszweige – von Agrarbetrieben über Spinnereien bis hin zu Maschinen- und Chemikalienherstellern – von den Innovationen des Zentrums profitieren.
Benjamin Redlingshöfer, geschäftsführender Direktor des TITK, dazu: „Die biobasierte Lyohemp-Faser – von Haus aus kreislauffähig – wird in Bekleidungstextilien in den allermeisten Fällen in Kombination mit Polyester vorkommen. Deshalb ist es elementar, ein praxistaugliches ganzheitliches Textilrecycling zu entwickeln. Hierzu soll das Demonstrations- und Innovationszentrum DICE am TITK entstehen. Innerhalb kürzester Zeit haben uns über 60 Unternehmen, darunter Adidas, Vaude und Head, ihre Unterstützung für dieses Projekt zugesichert. Damit leistet die wirtschaftsnahe Forschung einen weiteren wesentlichen Beitrag zum Transfer von Forschungsergebnissen in am Markt verfügbare Innovationen.“
Auch Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl ist über das Vorhaben hocherfreut: „Diese signifikante und nicht alltägliche Investition am TITK ist ein klares Bekenntnis zur Region und steigert unsere Standortattraktivität für technologieorientierte Unternehmen. Die Stärkung der wirtschaftsnahen Forschung wird auch Anreiz für zukünftige Ansiedlungen in Rudolstadt-Schwarza sein.“
Hintergrund
Thüringen ist führender Technologie- und Innovationsstandort. Der Freistaat hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema Innovation weiter zu stärken. Mit Thüringen MOTIVation existiert seit Mai 2023 ein bundesweit einmaliges Programm, das die Innovationsförderung in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung bündelt. Das Paket umfasst ein Fördervolumen von 850 Millionen Euro in den Jahren 2021 bis 2027. Darin enthalten sind Mittel der Europäischen Union, des Bundes sowie Landesmittel. Es bietet die Möglichkeit, passgenaue Förderungen von der ersten Forschungsidee bis zum fertigen Produkt zu erhalten. Dadurch können wissenschaftlicher Erkenntnisprozess und unternehmerisches Handeln sicher Hand in Hand gehen. Mehr Informationen gibt es online unter https://wirtschaft.thueringen.de/innovationsfoerderung sowie unter https://www.aufbaubank.de/Unternehmen/Innovationen-voranbringen.
Bildrechte: TITK