Folge 3 unserer fünfteiligen Serie: Wie Thüringer Unternehmen und Initiativen durch ungewöhnliche Ideen der Corona-Krise trotzten.
Zehn Brötchen, hergestellt aus regional angebautem Mehl, drei Stück Blechkuchen, frische Schnittlauchleberwurst vom Metzger um die Ecke und von Hand geernteter Kräutertee. So sieht eine Einkaufsliste aus, mit der man auf den Wochenmarkt oder in die Läden um die Ecke geht, aber wer macht schon so eine Liste fürs Online-Shopping? Warum eigentlich nicht, dachten sich Falko Smirat und Tim Beck. Beide sind Gründer und Geschäftsführer von mein-lokalmarkt.de und entwickelten einen digitalen Marktplatz, der regionalen Händler*innen und Unternehmen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt die Möglichkeit bietet, ihre Produkte online zu verkaufen und gemeinsam ausliefern zu lassen.
– Falko SmiratWir sind echte Lokalpatrioten. Wir haben unser Büro in der Saalfelder Innenstadt, und als wir am Anfang des Kontaktverbots aus dem Fenster schauten und die Straßen komplett menschenleer waren, hatten wir Angst, dass sich einige Händler von den Umsatzeinbußen nicht erholen und es zu Schließungen kommen könnte. Der Handel in kleineren Städten wie Saalfeld hat es auch ohne Corona schon schwer genug.
Die Idee zu ihrem Online-Marktplatz hatten die beiden Marketing- und Softwarespezialisten schon vor Corona. Aber Plexiglas und Plastikfolie an der Supermarktkasse, Abstandsmarkierungen auf dem Boden, begrenzte Kund*innenzahl im Laden und ein Einzelhandel, der kaum noch seine Kosten decken, geschweige denn von den Einnahmen leben konnte, gaben ihrer Idee den nötigen Schwung. Einmal angefangen, ging alles ganz schnell. Innerhalb von zwei Wochen stand die erste Version ihres digitalen Lokalmarktes, die ersten Händler*innen waren mit im Boot und das Projekt ging online.
„Dass sich das Ganze zu so einem Monsterprojekt entwickeln würde, hätten wir nicht gedacht, wir wollten einfach nur helfen“, erinnert sich Falko Smirat. Helfen bedeutete aber nicht nur, digital den Online-Marktplatz zu entwickeln, mit Bildern und Beschreibungen der Produkte zu füllen und für die Händler*innen eine kostenfreie Plattform für Eigenwerbung und Verkauf zu gestalten. Helfen bedeutete für die beiden Gründer und ihre Freunde anfangs auch, die bestellten Produkte bei den einzelnen Händler*innen persönlich einzusammeln und bis zu 15 Pakete pro Tag mit den unterschiedlichsten Produkten eigenhändig zu packen und auszuliefern. Kurzzeitig ein echter Fulltimejob für die beiden Saalfelder, und das alles ehrenamtlich. Denn ihr Ziel war es, Handel und Kundschaft soweit möglich von Mehrkosten zu verschonen.
Mittlerweile sind schon Produkte von mehr als 20 verschiedenen Anbieter*innen gelistet, das Sortiment reicht von Lebensmitteln über Hundefutter bis hin zu Kleidung und Drogerieartikeln. Alle regional hergestellt oder vermarktet von kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Große Ketten, auch wenn diese eine regionale Niederlassung haben, wollen die beiden vorerst nicht führen, ihr Anliegen ist es, gezielt den lokalen Einzelhandel zu unterstützen.
Auch „nach Corona“ sehen Falko Smirat und Tim Beck einen großen Bedarf für ihren Service: „Es gibt Dörfer in der Region, da gibt es kaum noch Geschäfte, und trotzdem fährt da nur einmal am Tag ein Bus. Für die ist unsere Plattform eine echte Bereicherung. Und auch die Händler*innen merken, dass man lokal auch digital stark sein kann.“
Über 20 verschiedenen Unternehmen präsentieren sich auf mein-lokalmarkt.de. Von Lebensmitteln über Hundefutter bis hin zu Kleidung und Drogerieartikeln - hier sollte für alle etwas dabei sein
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