Folge 1 unserer fünfteiligen Serie: Wie Thüringer Unternehmen und Initiativen durch ungewöhnliche Ideen der Corona-Krise trotzten.
Eine Stadt stellt sich gegen das Virus und das schnell und unbürokratisch. Das zumindest war das Ziel von Domenique Dölz, dem Netzwerkmanager von Jena Digital. Jena Digital ist ein 2019 gegründetes offenes Netzwerk, das bei der Wirtschaftsförderung Jena angesiedelt ist und die Digitalwirtschaft in Jena unterstützen und ihr bei der Vernetzung helfen soll.
Frustriert, weil das geplante Digitaljahr aufgrund der allseits bekannten Einschränkungen immer mehr in sich zusammenfiel, denn auch digital braucht analogen Austausch, und inspiriert von dem Hackathon der Bundesregierung, hatte Domenique Dölz die Idee, das Konzept des bundesweiten *Hackathons zu adaptieren und den lokalen Anforderungen anzupassen. Entstanden ist dabei das #JenaVsVirusCamp - bei dem für die Herausforderungen der Stadtgesellschaft in der Corona-Krise konkrete Lösungen entwickelt werden sollten. Institutionen, Unternehmen, ITler, Kreative und Macher*innen folgten dem Aufruf und arbeiteten in interdisziplinären Teams fünf Tage lang gemeinsam an den Problemen der Stadt.
– Domenique Dölz, Initiator des #JENAvsVIRUSCAMP„Ich stellte mir einfach die Frage, was können wir mit den Kompetenzen in unserem Netzwerk tun, um Corona etwas entgegenzusetzen? Es sollte nicht um Prototypen gehen, die dann noch ewig weiterentwickelt werden müssen, es sollten schnelle Lösungen entstehen, die direkt nach dem Camp nutzbar sind.“
Viel brauchte Domenique Dölz auch gar nicht, um sein Camp auf die Beine zu stellen. Die Unterstützung der Stadt, der Wirtschaftsförderung, der Friedrich-Schiller Universität Jena und von einigen Unternehmen aus dem Netzwerk reichten schon, um dem Camp Leben einzuhauchen. Die Wirtschaftsförderung lieferte mit 5.000 Euro das Gesamtbudget und Unterstützung beim Marketing, und schon ging es los mit einem Aufruf in den sozialen Medien nach Challanges, also Problemen, die die Stadtgemeinschaft gelöst haben wollte. Parallel wurden auch die Teilnehmer*innen, also alle, die diese Probleme lösen wollten, gesucht und nach nur sieben Tagen Vorlauf startete das Remote Camp.
Entweder wird es ein Flop und funktioniert gar nicht oder es geht durch die Decke, dachten sich die Intiator*innen und legten einfach los. Freigegeben zur Problemlösung wurden nach den sieben Tagen 27 Challenges, von denen 17 von den 180 Teilnehmer*innen mit Lösungsideen versehen wurden. Zwölf Lösungen wurden sogar zu komplett fertigen Umsetzungsprojekten ausgearbeitet. So ist zum Beispiel der „Corona-Engagementfinder“, bei dem man schnell und unbürokratisch seine Hilfe in der Corona-Krise anbieten oder Helfer suchen kann, seit Mitte Mai online.
– Domenique Dölz, Initiator des #JENAvsVIRUSCAMP„Wir hätten uns schon über 20 Teilnehmer gefreut, aber 180 ist einfach riesig. Ich bin wirklich stolz auf das, was wir als Stadt erreicht haben. Wir haben gezeigt, dass wir in der Krise zusammenstehen. Es gibt einfach so viele kluge Köpfe hier in Jena - uns ist es gelungen, diese für die gute Sache zu gewinnen und für ehrenamtliches Engagement zu begeistern.“
Das nächste Camp soll dann aber, wenn möglich, doch wieder zusammen vor Ort stattfinden, persönlicher Kontakt ist einfach nicht zu ersetzen. Corona ist zwar ein Digitalisierungsbeschleuniger und zeigt auf, wo noch Nachholbedarf ist, aber „eine Online-Abschlussparty macht eben einfach keinen richtigen Spaß“, erklärt Domenique Dölz mit einem Augenzwinkern.
Alle Einzelprojekte, Organisator*innen, Mentor*innen und Unterstützer*innen finden sich auf der Internetseite des Projekts.
zur Projektseite